1969 war Lohmar durch die kommunale Neuordnung Großgemeinde geworden. Damit war auch die vorher selbständige Gemeinde Breidt Teil der Aggergemeinde. Die Vereinsinteressen wurden dadurch nicht berührt, vielmehr war zu erwarten, dass lokale Gemeinschaften in einem größeren kommunalen Gebilde an Stellenwert gewinnen. Als Lohmar 1981 sein 900jähriges Jubiläum feiern konnte, beteiligte sich auch der HKV am Festzug aus Anlass dieses Jubiläums. Mit einem Großfahrzeug „Die alte Dorfschmiede“ und einer Fußgruppe wurde die Verbundenheit des Gemeindegebietes Breidt mit dem Hauptort Lohmar wirkungsvoll unterstrichen.
Eine heimatkundliche Ausstellung aus gleichem Anlass zeigte auch Dokumente und Gegenstände aus unserem Bereich.
Im Februar 1984 bewarb sich der HKV um den erstmals von der Gemeinde ausgeschriebenen Umweltschutzpreis.
Vier handfeste Arbeitsschwerpunkte veranlassten das Preisgericht, dem Heimat- und Kulturverein Breidt den zweiten Platz zuzuerkennen, verbunden
mit einem Geldpreis von 1000 DM. Honoriert wurden damit die Waldsäuberungsaktionen, die Maßnahmen zum Schutz und zur Erhaltung unserer Vogelwelt, der Einsatz zur Verhinderung eines Steinbruchs bei Deesem sowie die Beteiligung der Jugend an allen Umweltschützenden Maßnahmen.
Apropos Steinbruch! Im Frühjahr 1982 stellte das Amt für Agrarordnung, Siegburg, für Wegebaumaßnahmen im Zusammenhang mit dem Flurbereinigungsverfahren Breidt an die Gemeinde Lohmar den Antrag, Gesteinsmaterial in einem ehemaligen Steinbruch nordwestlich von Deesem abbauen zu können. Der HKV machte aus Umweltschutz-Gründen Front gegen diese geplante Aktion und beauftragte den Rechtsanwalt Albrecht Weinrich, bereits vor der entscheidenden Ratssitzung die Fraktionen zu bewegen, die Öffnung des alten Steinbruchs zu verhindern. Außerdem hatte er in Schreiben an die Untere Landschaftsbehörde sowie an die Kreisordnungsbehörde erhebliche Bedenken gegen die Maßnahme angemeldet. Der HKV Breidt zählte die Initiativen zur Verhinderung des geplanten Gesteinsabbaues zu seinen satzungsmäßigen Aufgaben, bei denen die Pflege und Erhaltung der Landschaft einen breiten Raum einnehmen. Verhindern konnten aber weder der HKV noch sein Rechtsvertreter die Öffnung und Ausbeutung des alten Steinbruchs bei Deesem.
1985 stand das 20jährige Jubiläum des HKV an. Höhepunkt war ein Festprogramm, das sich vom 9. bis 18. August 1985 hinzog. Es begann mit einem Festkommers, bei dem zahlreiche prominente Gratulanten und Redner auftraten, so Landrat Dr. Franz Möller MdB, der Siegburger Bürgermeister und Schirmherr der Veranstaltung, Dr.h.c. Adolf Herkenrath MdB, der Lohmarer Bürgermeister Wilhelm Schulte und als Festredner Prälat Adolf Opheys aus Hennef-Geistingen. Der damalige HKV-Geschäftsführer Richard Schrinner überreichte jedem Gründungsmitglied einen Zinnteller.
Weitere Attraktionen des Festprogramms waren eine Flugzeugausstellung der HKV-Modellbaugruppe, ein Volkstümliches Konzert mit dem Akkordeonorchester EWA Poll und dem MGV „Liederkranz“ Birk, ein Theaterabend mit der Breidter Gruppe „Kammerpöttche“, ein Seniorennachmittag mit buntem Programm, eine historische und eine Kunstausstellung, ein Jugendfotowettbewerb, ein großes Kinderfest, die „Professor-Moser-Show“ mit Benno Swienty und seinem Kölner Ensemble und natürlich ein besonders prachtvolles Heimatfest. Zum 20jährigen Bestehen gab der Heimatverein eine 79 Seiten starke Festschrift heraus, in der der Verfasser die Vereinsgeschichte der ersten beiden Jahrzehnte niedergeschrieben hatte und Heinrich Hennekeuser zusammen mit Bernhard Walterscheid-Müller eine ausgezeichnete Dokumentation zur Geschichte von Breidt veröffentlichte.
Seit Dezember 1988 gibt der HKV seine Hauspostille, das HKV-Magazin, heraus. Die Vereinszeitung berichtet mehrmals im Jahr aktuell über das Geschehen im HKV und in seinem Vorstand objektiv und kompetent. Dabei steht nicht nur die Berichterstattung über die gesamte Palette der Veranstaltungen und Aktivitäten im Vordergrund, vielmehr werden den Mitgliedern und Freunden auch vereinsinterne Nachrichten und kritische Auseinandersetzungen mit lokalen Problemen vermittelt. Die Redaktion übernahm Halvard Langhoff.
Nach den Festveranstaltungen des Jubiläumsjahres 1985 war der graue Alltag in das Vereinsleben zurückgekehrt. Die seit Jahren gepflegten Aktivitäten wurden fortgesetzt. Unter Leitung von Dietmar Glaner hatte sich eine sehr rege Jugendgruppe formiert, die eine Menge von Aktivitäten entwickelte. Zu ihren Veranstaltungen zählte eine Zeitlang zwischen Karneval und Ostern eine Wohltätigkeitsdisco in der Karl-Schafhaus-Schule, aus deren Erlös Ostergrüße in Form von gefüllten Osterkörben an ältere Mitbürger im Einzugs-Gebiet des Vereins überbrachte. Die Jugendgruppe zählte zu diesem Zeitpunkt über 120 Mitglieder!
Am 12. und 13. September 1987 feierte die Ortschaft Deesem ihr 500jähriges Bestehen. Mehr durch Zufall wurde bei der Einweihung des Dorfplatzes publik, dass die erste urkundliche Erwähnung des Ortes auf das Jahr 1487 zurückgeht. Die Dorfgemeinschaft würdigte das Jubiläum gebührend mit einem großen Festprogramm. Der Heimatforscher Wilhelm Pape schrieb zwei Beiträge über Deesems Geschichte, in denen er auf die mögliche Entstehung des Ortsnamens und die Bevölkerungsentwicklung bis in die Neuzeit einging. Untrennbar mit Deesems Geschichte ging auch die Entwicklung des Erzbergbaues im Wenigerbachtal einher, die Dr. Albert Seemann in einem weiteren Aufsatz behandelte. Das Thema wird an späterer Stelle in dieser Chronik noch gewürdigt werden. Es war kein Zufall, dass Agnes und Josef Faßbender aus Deesem zum Erntepaar des Jahres 1987 berufen wurden.
Ein besonderes Lob verdient auch die Seniorenarbeit in dieser Zeit. Dank einer Spende der Kreissparkasse in Höhe von 1000 DM konnten von der Betreuerin Irene Berkenkamp neue Akzente gesetzt werden. Neben den regelmäßigen Treffs mit Kaffee und Kuchen standen Spiele, Basteln, Grillabend und Vorträge auf dem Programm, nicht zu vergessen natürlich das traditionelle Fest für die betagten Bürger in der Vorweihnachtszeit. Die Seniorenarbeit des HKV ist nie erlahmt; heute befinden sich die aktiven Teilnehmer in besten Händen von Johanna Sengpiel.
Der inzwischen zum Leiter der Arbeitsgemeinschaft Bergbau und Heimatgeschichte des HKV avancierte Dr. Albert Seemann und der Geologe Dr. Jochen Fischer veranstalteten im April 1988 die erste heimatkundliche Wanderung durch das Ühmich- und Wenigerbachtal, um bergbauhistorische Stätten zu besuchen. Trotz ungünstiger Witterung nahmen über 60 Personen an dieser interessanten Exkursion teil. Das große Interesse an heimatkundlicher Arbeit fand seinen Niederschlag auch beim Heimatfest 1988, bei dem eine Ausstellung über den Erzbergbau in der Karl-Schafhaus-Schule zu sehen war. Eine zweite bergbaukundliche Wanderung fand gegen Ende des Jahres bei ebenfalls großer Beteiligung statt.
Der Heimatverein war gut beraten, den Festplatz neu zu gestalten. Die alten Stände und Buden, die teilweise über 20 Jahre lang mehr oder weniger gut ihre Dienste bei den Heimatfesten getan hatten, wurden durch die ersten Holzhäuser ersetzt. Damit hatten die Besucher nicht nur ein festes Dach über dem Kopf, sondern den mit der Festorganisation ohnehin gestressten Helfern blieb die Mühe mit dem Auf- und Abbau der Provisorien erspart.
Die Initiative zu dieser Maßnahme, war von Günter Klein, dem späteren HKV-Vorsitzenden, ausgegangen; er leitete auch den technischen Ablauf dieser Aktion. Die offizielle Grundsteinlegung zum Ausbau des Festplatzes fand allerdings erst beim Wandertag am 24. Mai 1990 statt. Dabei tat Bürgermeister Rolf Lindenberg den ersten Spatenstich für die weiteren Baumaßnahmen. Zur politischen Prominenz dieses Aktes zählten Ex-Bürgermeister Wilhelm Schulte und der Landtagsabgeordnete Stefan Frechen, der sich wesentlich für die Finanzierungzuschüsse stark gemacht hatte.
Am 11. Januar 1989 erteilte der Vorstand Dr. Albert Seemann die Befugnis, mit der Gewerkschaft „Wilhelm“ weiterführende Verhandlungen bezüglich der Erschließung der Grube Walpot im Wenigerbachtal zu führen, mit dem Ergebnis, dass die Bergbaugesellschaft dem HKV ein Kaufangebot für das Grubenfeld Wolter-Plettenberg unterbreitete, das mehrere Gruben umfasst. Wegen des Preises schied diese Möglichkeit für den Verein aus. Dennoch wurden beim Bergamt Informationen über Genehmigungen, Sicherheitsbestimmungen und andere Vorschriften eingeholt.
In das Jahr 1989 fiel auch eine weitere Aktivierung der Naturschutzarbeit. Basierend auf die Erfahrungen mit den Nistkasten-Aktionen sollte die Arbeit für den Umweltschutz insgesamt verstärkt werden, zumal große Teile des Einzugsgebietes des HKV unter Natur- und Landschaftsschutz stehen. Als besonders erfreulich war in diesem Zusammenhang zu vermerken, dass hier Umweltschützer und Jäger an einem Strang zogen, was leider nicht überall selbstverständlich war. Die Leitung der neuen Arbeitsgruppe übernahm Paul Rupp.
In einer Extra-Ausgabe des HKV-MAGAZINs stand unter der Überschrift Denkpause für die Jugendgruppe die Schlagzeile: Am Abend des 10. August 1989 hat der HKV-Vorstand einstimmig (bei einer Enthaltung) beschlossen, die Jugendgruppe vorläufig aufzulösen. Auf gut zwei Druckseiten versuchte der Vorstand, die Gründe für eine solche gravierende Maßnahme darzustellen. Ob sie letztlich in dieser Form notwendig war, darüber mag man geteilter Meinung sein. Fest steht, dass bis zum heutigen Tag Jugendarbeit in der damaligen Form nicht mehr stattgefunden hat. Sicherlich war es schwer, das Erbe eines Jugendleiters Dietmar Glaner anzutreten; außerdem war eine Pro- und Contra-Diskussion in dieser Zeitung eher dazu geeignet, Irritationen auszulösen, anstatt eine Basis für einen Neubeginn zu schaffen. Resigniert zog der Vorstand das Resümee: Der HKV will eine Jugendgruppe, er braucht eine Jugendgruppe, er ist auch bereit, viel Zeit und Geld in die Jugendarbeit zu investieren. Nicht zuletzt die geplante Renovierung der Karl-Schafhaus-Schule kommt auch der Jugendarbeit zugute. Denn die Jugend ist und bleibt ein Stück Zukunft des Vereins.
Der angesprochenen Renovierung der Schule und einem weiteren Ausbau des Festplatzes drohte im ersten Halbjahr mangels öffentlicher Zuschüsse das „Aus“, doch bereits im Juli konnte der Vorstand wieder Hoffnung schöpfen, das bedeutete: Noch in 1989 Beginn der Erdarbeiten und Verlegung der Versorgungsleitungen auf dem Platz sowie Durchführung der Pflasterarbeiten für die Wege. Im folgenden Frühjahr sollten dann die neuen Blockhäuser im Stil der vorhandenen aufgebaut werden.
Anfang November 1989 hielten die Deutschen den Atem an: Die Berliner Mauer fiel. Es gab niemand, dessen Gedanken in diesen Tagen von Gleichgültigkeit geprägt waren. Jeden machten die Geschehnisse in einer Weise betroffen, die über Vereinsdenken und Lokalpatriotismus weit hinausging. Aus diesem Grunde soll an die Stunde Null unseres Gesamtvaterlandes auch an dieser Stelle noch einmal erinnert werden.
Dennoch waren die politischen Ereignisse der damaligen Zeit für den HKV nicht ohne Folgen geblieben. Der Vorstand hatte sich bereits vor dem Mauerfall entschieden, der Gemeinde Lohmar die oberen Räume der Karl-Schafhaus-Schule als Übergangsquartier für Aussiedler und Flüchtlinge aus der ehemaligen DDR zur Verfügung zu stellen. Die Arbeitsgruppen Bergbau und Naturschutz hatten sie zwar für ihre Belange in Eigenleistung hergerichtet, doch wog die soziale Verpflichtung des Vereins schwerer.